Voicings

Jeder Akkordtyp wird durch seine "persönliche" Kombination von Intervallen definiert. Diese Intervalle müssen aber nicht in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet sein. Ein Durakkord besteht zum Beispiel aus seinem Grundton (1), einer großen Terz (3) und einer reinen Quinte (5). Ob die Reihenfolge nun die Grundform 1 3 5 ist, oder zum Beispiel 1 5 3 oder 3 5 1 - es handelt sich immernoch um den gleichen Durakkord.

Jede möglich Reihenfolge der Intervalle eines Akkordes
bezeichnet man als ein Voicing dieses Akkordes.

Es ist auch üblich, dass Intervalle doppelt vorkommen - wie die im folgenden vorgestellten Voicings zeigen.

Sicher ist Dir der Begriff Umkehrungen eines Akkordes bekannt. Jede Umkehrungen ist praktisch auch ein Voicing, aber nicht jedes Voicing ist eine Umkehrung. Umkehrungen sind für uns in der Praxis nur bei reinen Dreiklängen relevant, wie z.B.auch bei Slash-Chords (meist Dreiklang über Basston).

Beginnen wir mit ein paar einfachen Dur-Akkorden

Voicings 1 3 5 1 und 1 5 1 3

Das folgende mag etwas an die Erklärungen zum "CAGED System" erinnern - einer etwas kindlichen Darstellung des Themas Voicings für Leute, die glauben, so um die Theorie herum zu kommen ;-)

Die Theorie ist aber sogar einfacher zu verstehen (und in der Praxis umzusetzen), denn mit etwas Verständnis für Intervalle können wir diese fünf Akkorde (C,A,G,E und D) auf ganze zwei(!) Kategorien reduzieren:

Akkorde, die mit den Intervallen 1 3 5 1 beginnen:

Akkorde, die mit den Intervallen 1 5 1 3 beginnen:

siehe auch Lektion zu einfachen Durakkorden

Diese Akkorde bilden die Basis für die folgenden Voicings von Septakkorden, bei denen wir einfach den zweiten Grundton durch die Septime ersetzen oder auch eine Saite auslassen. Aber bevor wir die Septakkord-Voicings angehen, möchte ich Dein Verständnis der reinen Durakkorde noch konsolidieren.

  • Ich werde nun all diese "Griffe" ein paar Bünde hinauf schieben. Du kannst sehen, dass man all diese Akkorde entlang des Griffbretts verschieben kann, um andere Dur-Akkorde zu erhalten.
  • In diesem Beispiel habe ich nun lediglich drei verschieden Grundtöne (A, D, G), aber jeder Akkord wird in zwei Voicings gezeigt.

Voicing 1 3 5 1 (...)

Voicing 1 5 1 3 (...)

Mit ausgelassenen Saiten:
1 5 1 3... Griffe wie vorher E,A und D:

Nicht alle diese Voicings sind geeignet, um den Dur Akkord zu einem Moll Akkord zu verändern. Manche sind schlichtweg unmöglich zu greifen. Siehe auch Lektion zu Moll-Akkorden

Voicing mit kleineren Intervallen wie 1 3 5 1 werden als geschlossene Voicings bezeichnet,
solche mit größeren Intervallen (und damit einer größeren Distanz zwischen tiefster und höchster Note) werden offene Voicings* genannt

*) Nicht zu verwechseln mit offenen Akkorden, einer Bezeichnung für alle Gitarrengriffe, bei denen leere/offene Saiten mitschwingen.

Voicings für Septakkorde

Wir können nun die zwei Voicings der Dur-Akkorde 1351... und 1513... hernehmen und jeweils den zweiten Grundton (1) durch eine Septime ersetzen.

  • 1 3 5 1     →   1 3 5 7
  • 1 5 1 3     →   1 5 7 3
  • 1 5 1 3 5  →   1 5 7 3 5  or  1 _ 7 3 5

Bemerke, dass wir hier nicht zwischen ma7, 7 oder dim7 unterscheiden. Wenn wir Voicings benennen, schreiben wir immer allgemein eine "7".

Manche Voicings sind einfacher, manche sehr schwierig zu greifen. Während auf dem Klavier geschlossene (closed) Voicings leichter zu spielen sind, können manche closed Voicings auf der Gitarre die Dehnbarkeit der Finger schon überstrapazieren.

Das Voicing 1 5 7 3

Versucht man verschiedene Septakkorde (maj7, 7, m7, m7b5, dim7) zu greifen, kann die Verwendung des Voicings 1 3 5 7 bei manchen der Akkorde schon mal an der begrenzten Dehnbarkeit der Finger scheitern. Auf der Gitarre ist hierfür Voicing 1 5 7 3 wohl am gebräuchlichsten und wesentlich komfortabler zu greifen.

Wie schon zuvor erwähnt, bezieht sich der Begriff Voicing lediglich auf die Reihenfolge der vorkommenden Intervalle. Somit sprechen wir unabhängig vom Akkortyp einfach vom "Voicing 1 5 7 3", ohne die genaue Art der Intervalle (3/m3, 5/b5/#5 or maj7/7/dim7) zu benennen. Hier sind die wichtigsten Typen von Septakkorden im Voicing 1 5 7 3 dargestellt:

Das Voicing 1 5 7 3 ist eine gute Wahl, wenn der Grundton auf der A oder D Saite liegt.
Am besten nimmst Du die Gitarre und spielst alle gleich einmal durch!

Das Voicing 1 5 7 3 5

Erweiterung mit 2ter Quinte: Voicing 1 5 7 3 → 1 5 7 3 5

Es gibt nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Intervall zweimal im Akkord vorkommt. Wenn der Grundton auf der A-Saite liegt, ist 1 5 7 3 5 das wohl gebräuchlichste Voicing.

Das Voicing 1 7 3 5

Wir lassen einfach die erste Quinte des Voicings 1 5 7 3 5 aus

Voicing 1 7 3 5 ist sehr gebräuchlich für Septakkorde, wenn der Grundton auf der tiefen E-Saite liegt (Variation 2), da das Weglassen der A-Saite in einem differezierteren Sound resultiert und bei manchen Akkordtypen auch einfacher zu greifen ist.

Fü den Grundton auf der A-Saite wird meist das Voicing 1 5 7 3 5 gespielt, aber 1 7 3 5 ist manchmal die bessere Wahl für einen sparsameren Sound. Probiere die verschiedenen Voicings aus und finde für dich selbst heraus, welche sich gut anfühlen und musikalisch am besten zum Song/Stil passen.

Aufgrund der ausgelassenen Saite wird man das Voicing 1 7 3 5 eher weniger einsetzen, wenn sich der Grundton am Null-Bund befindet (E oder A).

Voicing 1 3 5 7

Wie bereits erwähnt, überschreiten manche Akkorde die Dehnbarkeit der Finger, wenn man das Voicing 1 3 5 7 ... verwendet. Trotzdem zeige ich hier die grundlegenden Septakkorde jeweils mit dem Grundton auf der A-Saite und in einer anderen Tonart mit Grundton auf der D-Saite. Es ist gut, alle diese Akkorde zu kennen - schließlich kann man ja auch Teile des Akkordes nacheinander spielen, anstatt den ganzen Griff auf einmal.

Weitere Voicings

Der Grundton muss nicht immer der tiefste Ton sein. Besonders im Bandkontext, wo man als Gitarrist die Basstöne gerne dem Bassisten überlässt und mit Akkorden rhythmische Akzente setzt oder Melodien harmonisiert, kommen auch folgende Voicings zum Einsatz:

  • 5 1 3 7
  • 3 7 1 5
  • 7 3 5 1

Sind Septakkorde als Slash-Chords notiert (z.B. C7/G, Cm7/Eb, etc.), kommen gerne Griffe zum Einsatz, bei denen nach der Saite, auf der der Basston gespielt wird, eine Saite ausgelassen (abgedämpft) wird und dann die restlichen Töne gespielt werden:

  • 3 1 5 7
  • 5 3 7 1
  • 7 5 1 3